Ab 1936 betrieb Jean Dael an der Gelderse Poort 11 eine kleine Bibliothek mit Buchhandel. Die Buchhandlung trug den Namen „De Boemerang“, weil hier ausgeliehene Bücher wieder zurückkehren sollten. Jean war ein Mann, der Ungerechtigkeit nicht ertragen konnte. Er ärgerte sich maßlos über die Art und Weise, wie die deutschen Besatzer mit verschiedenen Gruppen in der Gesellschaft umgingen, insbesondere über die antijüdischen Maßnahmen und die Zwangsarbeit.
Es war daher nicht verwunderlich, dass Jean bereits kurz nach dem deutschen Einmarsch am 10. Mai 1940 in den Widerstand involviert war. Das muss keine leichte Entscheidung gewesen sein, denn der Bibliotheksbesitzer war der Ernährer einer Familie mit sechs Kindern. Doch sein Gerechtigkeitssinn war offenbar so stark, dass er sich trotz der Gefahr dafür entschied, englischen Piloten und Untergetauchten vorübergehend Unterschlupf über seinem Laden zu bieten.
''De Boemerang“ wurde so zu einer wichtigen Zwischenstation für viele Untergetauchte. Piloten und andere Flugzeugbesatzungen mussten so schnell wie möglich außer Landes gebracht werden, und Untergetauchte wurden von der Gelderse Poort aus an sicherere Adressen weitergeleitet. „De Boemerang“ diente auch als Treffpunkt des Widerstands. An diesen illegalen Aktivitäten war auch Jeans Bruder Leo beteiligt. Leo Dael, der vier Kinder hatte, betrieb ein Taxiunternehmen und arbeitete als Nachtwächter in einer von den Deutschen als Bürogebäude beschlagnahmten Schule.
Da Jean ein Geschäft hatte, fiel es nicht auf, dass viele Menschen bei ihm ein und aus gingen. Trotzdem blieb er vorsichtig. Wenn Gefahr drohte, schlief er öfter auf dem Dachboden seines Nachbarn, der eine Bäckerei hatte – denn die Deutschen verhafteten Menschen vorzugsweise nachts oder am frühen Morgen. Jean bemerkte jedoch nicht, dass die Besatzer und ihre Helfer irgendwann vom Obergeschoss des Cafés Prins Bernhard, schräg gegenüber der Buchhandlung, seine Ladentür beobachteten. Das wurde ihm zum Verhängnis, als Toon Mooren, ein von den Deutschen gesuchter Pilotenhelfer aus Vierlingsbeek, sich in seiner Wohnung versteckt hielt. Die Deutschen spürten Mooren auf und verhafteten ihn am 12. Mai 1944 in Daels Wohnung. Er wurde zum Polizeipräsidium gebracht. Hier unternahm eine Widerstandsgruppe noch einen vergeblichen Versuch, ihn zu befreien. Der Widerstand wollte Mooren aus den Händen der Deutschen befreien, weil er zu viel wusste und die Gefahr bestand, dass er bei einem gewaltsamen Verhör durchbrechen würde. Am 17. Mai begaben sich Mitglieder der Widerstandsgruppe aus Nijmegen in Begleitung lokaler Widerstandskämpfer zum Venloer Polizeipräsidium. Hier kam es zu einer Schießerei, bei der ein Wachtmeister schwer verletzt wurde und kurze Zeit später verstarb. Die Angreifer brachen daraufhin ihren Befreiungsversuch ab.
Eine Woche nach der Verhaftung ließ Polizeikommissar Otto Couperus die Brüder Dael verhaften. Er war wahrscheinlich von einem Zellengenossen Mooren über deren illegale Aktivitäten informiert worden. Jean Dael landete in Mauthausen, wo er am 9. März 1945 starb. Sein Bruder Leo und Toon Mooren erlagen im selben Lager am 1. bzw. 5. März 1945. Jean Dael wurde 36 Jahre alt, Leo 37 und Toon Mooren 21. Venlo wurde am 1. März 1945 befreit.
